All rights reversed

Wilde Sachen bei Nacht

Vortrag: Chaos Communication Congress allgemein <ccc@ccc.de>

Bericht: drt <drt@ailis.com>

Nachdem abends der Congresstag eigentlich beendet ist, gibt es eine bemerkenswert gro▀e Gruppe von Leuten, die diese Tatsache schlichtweg ignorieren. Sie sitzen im Hackcenter und scheinen sich vollstΣndig von den anderswo geltenden Ma▀stΣben von Zeit und Raum abgekoppelt zu haben.

Beim nΣchtlichen Streifzug durch das Hackcenter kann man diese Leute die kuriosesten Sachen machen sehen, die fⁿr den Freund des innovativen Technologieeinsatzes spannend und lehrreich sind.

Im Untergescho▀ des Hackcenters wurde beispielsweise die ganze Nacht ⁿber an Lego- und Fischertechnik-Robotern und -Maschinen gebastelt. Eine Gruppe verstieg sich durchaus erfolgreich in dem Plan, den Prototyp eines Computers, eine Turing-Maschine, zu bauen. Dabei handelt es sich um eine Maschine, die auf einem Papierstreifen schreiben und lesen kann und auf diesem unendlich langen Band auf- und abfΣhrt und die daraufliegenden Befehle ausfⁿhrt, sowie neue Daten auf den Streifen schreibt und liest.

An anderer Stelle hatte man einige biometrische Devices zum Testen aufgetrieben und machte sich ernsthaft daran, biometrische IDs zu fΣlschen. WΣhrend man das ▄berlisten eines Infrarot-Durchlicht-Fingerscanners verschieben mu▀te, gelang es nach zahlreichen Versuchen mit Stempelkissenfarbe, Wachs, Klebeband und Folie, mittels eines ZigarettenblΣttchens und eines Bleistifts eine "Fingerdublette" herzustellen, mit der man ein rein optisches Fingererkennungssystem ⁿberlisten konnte.

Andere Spontan-Workshops beschΣftigten sich mit dem Aufbau und der Technik von Mobilfunkstationen, der Zahl 23, der untersten Netzwerksschicht und dem ARP-Protokoll oder dem Aufbau und der Sicherheit von deutschen UniversitΣtsnetzwerken.

Einer der H÷hepunkte des Hackcentertreibens endete am frⁿhen Abend in einem Besuch von Beamten der ComputerkriminalitΣtsabteilung des LKA Berlin. Cracker waren in das Netz eines bremischen Internetproviders eingedrungen, hatten dort sΣmtliche ⁿberflⁿssige Daten entfernt, das hei▀t, vor allem nutzlose Werbeinformationen diverser Unternehmen gel÷scht und auf den etwa 40 dort betriebenen virtuellen Servern ein Musikarchiv fⁿr die Weiterbildung junger Leute angelegt.

Der Betreiber des unzureichend gesicherten Servers zeigte fⁿr diese Ma▀nahmen wenig VerstΣndnis und versprach sich Hilfe vom LKA, bei dem er Anzeige erstattete. Da die Angriffe von einer IP-Adresse innerhalb des Hackcenter-Netzes zu kommen schienen, versprachen sich die Staatsdiener von einem Besuch dort eine Chance, des Crackers habhaft zu werden. Problematisch war allerdings die Frage, ob der Rechner mit der entsprechenden IP dem Cracker geh÷rte oder ob die Maschine selber nur als Attack-Proxy verwendet wurde.

Der Polizei gelang es allerdings nur, eine einzige "hei▀e" Spur sicherzustellen: ein dampfendes chinesisches Essen, das an dem Arbeitsplatz stand, der der fraglichen IP zugeordnet war. Ansonsten fand man nur ein Netzwerkkabel und einen leeren Platz, an dem kurz zuvor der Computer entfernt worden war.

Die Polizei bittet den Besitzer des Rechners, sich selbst zu melden - und andere Menschen darum, diesen Besitzer zu melden. Es gibt auch eine TΣterbeschreibung: "mΣnnlich, ungefΣhr 1,80 gro▀ und nicht ganz lange und eher dunkelblonde Haare".

NΣchtlicherdings gab es dann noch einige spannende Probleme mit der Internetanbindung, die damit endeten, da▀ im Hackcenter der Internetzugang nur noch stark eingeschrΣnkt m÷glich war.

Alles in allem also eine spannende und lehrreiche Nacht, die zahlreiche M÷glichkeiten zur Weiterbildung bot.